Früh­lings­kon­zert der „Blä­ser­phil­har­mo­nie Forch­heim“ in Bamberg

Ein Kon­zert, das die See­le der Zuhö­rer berührte

Ein voll besetz­ter Keil­berth­saal in Bam­berg zeigt sich begei­stert vom Früh­lings­kon­zert der Blä­ser­phil­har­mo­nie Forch­heim und einer gro­ßen Chorgemeinschaft.

Die Bläserphilharmonie Forchheim und die Chorgemeinschaft Liederverein, Herdergymnasium und Chorissima Gundelsheim füllten die Bühne im Joseph-Keilberth-Saal. Ein beeindruckendes Bild. Foto: Mike Wuttke

Die Blä­ser­phil­har­mo­nie Forch­heim und die Chor­ge­mein­schaft Lie­der­ver­ein, Her­der­gym­na­si­um und Cho­ris­si­ma Gun­dels­heim füll­ten die Büh­ne im Joseph-Keil­berth-Saal. Ein beein­drucken­des Bild. Foto: Mike Wuttke

„Gran­dio­se Lei­stung“. „Ein fas­zi­nie­ren­des Klang­er­leb­nis“. „Wahn­sinn“. „Chor und Orche­ster haben uns vie­le Glücks­mo­men­te geschenkt“. „Spit­zen­klas­se“. „Ein groß­ar­ti­ger Diri­gent“. „Ich war emo­tio­nal ange­fasst“. „Ech­te Gän­se­haut­mo­men­te“. Die Super­la­ti­ve wur­den knapp bei den Zuhö­rern nach dem Früh­lings­kon­zert der Blä­ser­phil­har­mo­nie Forch­heim mit dem gemisch­ten Chor des Her­der­gym­na­si­ums, dem Lie­der­ver­ein und Cho­ris­si­ma aus Gun­dels­heim im Joseph-Keil­berth-Saal der Kon­zert­hal­le Bam­berg. Schon zwi­schen den ein­zel­nen Bei­trä­gen gab es nicht enden wol­len­den Bei­fall und am Schluß natür­lich Stan­ding Ova­tio­nes in dem aus­ver­kauf­ten Konzertsaal.

Vor zehn Jah­ren wag­te der Musik­ver­ein Forch­heim-Bucken­ho­fen den Schritt, das hohe Niveau der Blä­ser­phil­har­mo­nie auf einer ange­mes­se­nen Büh­ne prä­sen­tie­ren zu kön­nen. Man fand sie im renom­mier­te­sten Kon­zert­saal Nord­bay­erns in der Heim­stät­te der Bam­ber­ger Sym­pho­ni­ker. Der Vor­sit­zen­de des Musik­ver­eins, Bernd Froe­se, erin­ner­te an die­sen Start mit „Musik und Chor vor einer gigan­ti­schen Kulis­se“. Wes­halb es nahe lag, zehn Jah­re spä­ter wie­der eine Chor­ge­mein­schaft, bestehend aus über 100 Sän­ge­rin­nen und Sän­gern, einzuladen.

Emo­tio­na­le Tie­fe und ein Magier

Hatte alles im Griff: Der Komponist, Dirigent und Leiter des Gesamtensembles Mathias Wehr. Foto: Mike Wuttke

Hat­te alles im Griff: Der Kom­po­nist, Diri­gent und Lei­ter des Gesamt­ensem­bles Mathi­as Wehr.
Foto: Mike Wuttke

Orche­ster und Chor prä­sen­tier­ten sich per­fekt abge­stimmt, gaben sich gegen­sei­tig Raum, um emo­tio­na­le Tie­fe spür­bar und the­ma­ti­schen Duk­tus bis in die Schlag­werk­kas­ka­den auf­leuch­ten zu las­sen. Wow! Mathi­as Wehr (Gesamt­lei­tung) stand wie ein Magi­er am Pult, gab mit der Rech­ten die (immer) prä­zis befolg­ten Ein­sät­ze und zog mit der lin­ken gespreiz­ten Hand die die gan­ze Büh­ne aus­fül­len­de Schar der Mit­wir­ken­den an sich. Und ab und zu husch­te ein Lächeln über sein Gesicht. Ja, das alles passte.

Früh­lings­kon­zert. Zu Beginn mute­ten die Kla­ri­net­ten Vogel­ge­zwit­scher an. Aber dann ent­wickel­te sich das von Mathi­as Wehr kom­po­nier­te „Huma­ni­ty“ zur Fan­fa­re, die das Publi­kum auf den kom­men­den zwei­stün­di­gen Hör­ge­nus­ses ein­stimm­te. Mode­ra­tor Rai­ner Streng leg­te den roten Faden zur The­ma­tik „Leben“: Neue Zie­le set­zen, Träu­me und Wün­sche ver­wirk­li­chen. Das hat Mathi­as Wehr musi­ka­lisch umge­setzt in der Erkennt­nis, dass Moti­va­ti­on die „unsicht­ba­re Kraft ist, die uns vor­an­treibt“. Und hier ist es der „Klang­kör­per“, der uns Leben ein­haucht, fol­ger­te der Forch­hei­mer „Lite­ra­tur­papst“ Rai­ner Streng.

Zau­ber der „Edel­höl­zer“

Welt­mu­sik, Jazz, Groo­ve, Klas­sik – die­se Band­brei­te offen­bart sich im „Meri­di­an“ von Ola Gjei­lo in pul­sie­ren­der Rhyth­mik, kon­tra­stiert von dem zurück­hal­tend sanft ein­set­zen­den Chor und dem Zau­ber der dar­über schwe­ben­den „Edel­höl­zer“ (Eli­sa­beth Kirch­eis, Oboe, und Nico­le Libe­ra, Eng­lisch­horn). Das dar­auf fol­gen­de „Sing Gent­ly“ ist ein wun­der­schö­ner Chor­satz, den Eric Whi­tacre schrieb, um Trost zu spen­den für alle, die ihn brau­chen. Mit­füh­lend führ­ten die drei Chö­re die The­ma­tik des Abends fort.

Ein Ölfass im Schlagwerkregister unterstrich die Dramatik der „schwarzen Flut“ vor der Küste Galiciens. Foto: Mike Wuttke

Ein Ölfass im Schlag­werk­re­gi­ster unter­strich die Dra­ma­tik der „schwar­zen Flut“ vor der Küste Gali­ci­ens.
Foto: Mike Wuttke

Die Sin­fo­nie Nr. 1 „Marea Negra“ von Anton Alcal­de war der gro­ße Auf­rütt­ler vor der Pau­se. Alcal­de hat sei­ne Ein­drücke von der Tan­ker­ka­ta­stro­phe mit gewal­ti­ger Ölpest 2002 vor der Küste Gali­ci­ens, die er als 15jähriger erleb­te, in vier Sät­zen ver­ar­bei­tet. Begin­nend vom Son­nen­auf­gang über dem Meer, über die Hava­rie der schrott­rei­fen „Pre­sti­ge“ und der dar­auf ein­set­zen­den schwar­zen Flut, bis hin zum hoff­nungs­vol­len Aus­klang, mit den von tau­sen­den Hän­den gerei­nig­ten Strän­den in der Wei­ßen Flut endend. Da lief ein ech­tes Kopf­ki­no ab mit emo­tio­na­len Erschütterungen.

Afri­ka, tra­gisch und sinnenfroh

Aus dem zwei­ten Teil des Kon­zerts wird den Besu­chern vor allem „Afri­ka“ in Erin­ne­rung blei­ben. „Dry your tears, Afri­ka“ von John Wil­liams stammt aus einem Film­dra­ma um ein Skla­ven­schiff und um Frei­heit und Gerech­tig­keit. Die Kom­po­si­ti­on öff­net aber auch die See­le Afri­kas über all der Tra­gik! Far­big, sin­nes­froh und vol­ler Opti­mis­mus, wie das der Mode­ra­tor inter­pre­tier­te. Film­mu­sik, die die See­le berührt. Und am Ende dann die ful­mi­nan­te Zuga­be „Baba Yetu“, das ‚Vater Unser‘ in Sua­he­li. Der Lei­ter des Lie­der­ver­eins, Alex­an­der Ezhe­lev, über­nahm kraft­voll die Ober­stim­me über der sich auf- und abwie­gen­den Musikkulisse.

Das bewe­gen­de, ele­gi­sche „Sleep“ von Eric Whi­tacre sorg­te nach den Trä­nen Afri­kas für eine Atem­pau­se, bis das Sin­fo­ni­sche Blas­or­che­ster zeig­te, dass es mit der Zeit geht und zwar mit der Film­mu­sik „Dra­chen­zäh­men leicht gemacht“ von John Powell! Es stammt aus dem gleich­na­mi­gen Ani­ma­ti­ons­film, bei der sich die Musi­ker in den Regi­stern spie­le­risch die Bäl­le einer unge­wöhn­li­chen Freund­schaft zuwer­fen. Danach erklang „Sog­no di vola­re“, der „Traum des Flie­gens“. Das mit­rei­ßen­de Haupt­the­ma des Com­pu­ter­spiels „Civi­li­sa­ti­on VI“ aus dem Gen­re Globalstrategie.

Chri­sti­an Libe­ra dankt am Ende, nach einem Jahr des inten­si­ven Pro­bens, dem Diri­gen­ten Mathi­as Wehr sowie den Chor­lei­tern Alex­an­der Ezhe­lev, Johan­nes Eis­mann (Her­der­gym­na­si­um) und Tho­mas Wolf (Cho­ris­si­ma Gun­dels­heim). Dar­über hin­aus Mode­ra­tor Rai­ner Streng und den vie­len Hel­fern hin­ter den Kulissen.

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