Heu­te: Shakuha­chi-Kon­zert mit Tada­shi Taji­ma im Kunst­mu­se­um Bayreuth

Tadashi Tajima. © June Ueno
Tadashi Tajima. © June Ueno

Mit ihrer Solo­mu­sik ent­spricht die Shakuha­chi, eine schlich­te Längs­flö­te aus Bam­bus, in beson­de­rer Wei­se der tra­di­tio­nel­len japa­ni­schen Musik­äs­the­tik und ihrem Ide­al des „natur­haf­ten Klangs“, in dem sich die Gren­zen zwi­schen Geräusch und musi­ka­li­schem Ton ver­wi­schen. Gera­de­zu avant­gar­di­stisch-klang­ex­pe­ri­men­tell muten vie­le Stücke die­ser bereits vor mehr als 300 Jah­ren ent­stan­de­nen Flö­ten­mu­sik an. Tada­shi TAJI­MA (geb. 1942), der zu Japans her­aus­ra­gen­den Shakuha­chi-Spie­lern zählt, ver­steht das alte Musik­re­per­toire mit unge­wöhn­li­cher Aus­drucks­kraft und gro­ßer klang­li­cher Dif­fe­ren­ziert­heit zu spie­len. Das Pro­gramm sei­nes Kon­zerts umfasst reprä­sen­ta­ti­ve Stücke aus dem klas­si­schen, zen-bud­dhi­stisch inspi­rier­ten Solorepertoire.

Wie ein Laut der Natur

Medi­ta­ti­ve Solo­mu­sik für die japa­ni­sche Bam­bus­flö­te Shakuhachi

  • mit Tada­shi Taji­ma 田嶋 直士
  • Zeit: Mitt­woch, 25. Sep­tem­ber 2019, 20.00 Uhr
  • Ort: Kunst­mu­se­um Bay­reuth, Maxi­mi­li­an­stra­ße 33, 95444 Bayreuth
  • Eine Ver­an­stal­tung des Kunst­mu­se­ums Bay­reuth in Koope­ra­ti­on mit dem Japa­ni­schen Kul­tur­in­sti­tut, Köln (The Japan Foundation)

Pro­gramm

Ein­füh­rung (H.-D. Reese)

1. Taki-ochi 瀧落 (Was­ser­fall) / 2.0 – C (10‘)

2. Shin­getsu-chō 心月調 (Der Mond im Her­zen) / 2.55 – Gis (6‘)

3. Yama­goe山越 (Über den Berg kom­men) / 2.0 – C (4‘)

4. Sok­kan 息観 (Betrach­tung des Atems) / 2.55 – Gis (7‘)

5. Shi­ka no tōne 鹿の遠音 (Fer­nes Röh­ren der Hir­sche) / 1.8 – D (8‘)

6. Daha no kyo­ku 打波の曲 (Die Wel­len schla­gen) / 2.1 – H (6‘)

Kur­ze Pause

7. Tsu­ru no sugo­m­ori 鶴の巣籠 (Nisten­de Kra­ni­che) / 1.8 – D (10‘)

8. Kokū 虚空 (Lee­rer Him­mel) / 2.55 – Gis (8‘)

Tada­shi Taji­ma 田嶋 直士

Tadashi Tajima 2016 in Bayreuth

Tada­shi Taji­ma 2016 in Bayreuth

Tada­shi Taji­ma 田嶋 直士 wur­de 1942 in Sakai (Prä­fek­tur Ōsa­ka) gebo­ren. Zu sei­nen wich­tig­sten Leh­rern im Shakuha­chi-Spiel gehört Katsu­ya Yokoy­a­ma (1934–2010), der inter­na­tio­nal bekann­te Mei­ster der Kin­ko-Schu­le. Heu­te gilt Taji­ma selbst als einer der her­aus­ra­gen­den und viel­sei­tig­sten Shaku-hachi-Spie­ler Japans. Er wur­de mit zahl­rei­chen Prei­sen aus­ge­zeich­net (zuletzt im Jah­re 2007 zum zwei­ten Mal mit dem Gro­ßen Preis des Natio­na­len Kunst­fe­sti­vals des Amts für kul­tu­rel­le Angelegenheiten).

Sei­ne bis heu­te rege Kon­zert­tä­tig­keit, die auch Koope­ra­tio­nen mit Musi­kern aus ande­ren Gen­res umfasst, führ­te ihn seit 1979 sehr häu­fig ins Aus­land (vor allem nach Euro­pa), wo er Ein­la­dun­gen zahl­rei­cher inter­na­tio­na­ler Musik­fe­sti­vals annahm (zuletzt 2011 von der „Ruhr­tri­en­na­le“, 2013 von den „Salz­bur­ger Fest­spie­len“, 2014 vom Festi­val „Musi­ca Sacra Mün­ster“ u.a.). Er wirk­te bei Auf­nah­men für japa­ni­sche Fern­seh- und Radio­pro­gram­me mit und ver­öf­fent­lich­te eine gro­ße Zahl an LPs und CDs.

Taji­ma pflegt sei­nen eige­nen, aus unter­schied­li­chen Quel­len gespei­sten Stil des Shakuha­chi-Spiels, der sich als glei­cher­ma­ßen kraft­voll wie intro-ver­tiert-medi­ta­tiv cha­rak­te­ri­sie­ren lässt. Im Mit­tel­punkt sei­nes Reper­toires ste­hen die tra­di­tio­nel­len, zen-bud­dhi­stisch gepräg­ten Hon­kyo­ku-Solo­stücke, die Taji­ma wie kein ande­rer als ver­gei­stig­te Kon­zert­stücke dar­zu­bie­ten ver­steht. Davon zeugt die 1999 bei Net­work Medi­en Frank­furt unter dem Titel Japan: Taji­ma Tada­shi, Master of Shakuha­chi ver­öf­fent­lich­te CD, die Auf­nah­men aus­ge­wähl­ter Hon­kyo­ku in bis heu­te Maß­stä­be set­zen­den Inter­pre­ta­tio­nen ent­hält. In jüng­ster Zeit befasst sich Taji­ma ver­stärkt auch mit zeit­ge­nös­si­scher Musik für die Bam­bus­flö­te. 2009 schrieb Toshio Hoso­ka­wa (geb. 1955) spe­zi­ell für ihn die Kom­po­si­ti­on Voya­ge X – Noza­ra­shi (nach einem Hai­ku von Bas­hō) für Shakuha­chi und west­li­ches Instru-men­tal­ensem­ble. Die Kom­po­si­ti­on wur­de im sel­ben Jahr mit dem Ensem­ble musik­Fa­brik beim „Bach­fest Leip­zig“ urauf­ge­führt. (Die Auf­nah­me liegt mitt­ler­wei­le auf einer CD vor, die 2015 in der „Edi­ti­on musik­Fa­brik“ bei WERGO erschien.)

Nicht zuletzt wid­met sich Taji­ma in Ōsa­ka, Tōkyō und Yoko­ha­ma der Aus­bil­dung jun­ger Shakuha­chi-Spie­ler. Dazu grün­de­te er 1994 sei­ne eige­ne Schu­le, die Jiki­shō Taji­ma-Kai (Jiki­shō-ryū). Im Jah­re 2000 erschie­nen sein Flö­ten-Lehr­buch Shakuha­chi nyū­mon sowie ein Buch über den Geist des Shakuha­chi-Spiels: Ichion ni koko­ro o kome­te („In einen ein­zi­gen Ton sein gan­zes Herz hineinlegen“).

Text und Edi­ti­on: Heinz-Die­ter Ree­se © 2016